Kochen, mitmachen, um etwas zu bewegen
D
er Begriff „Lebensmittelindustrie“ besagt, dass
es um die Herstellung von Mitteln zum Leben
geht, also sollte man eigentlich davon ausgehen
können, dass das Ergebnis einfach, grundlegend ist,
dass es unseren Grundbedürfnissen entspricht. Dabei
wird unser Essen immer weniger in diesem Sinn zu-
bereitet. Wenn wir unseren Kindern industriell herge-
stellte Fertiggerichte vorsetzen, setzen wir sie einem
chemischen Experiment aus. Wir müssen Lebensmit-
teln wieder den Platz geben, den sie früher in unserem
Leben hatten.
In den letzten Jahrzehnten sind zu viele minderwer-
tige Nahrungsmittel hergestellt worden. Die Kosten
dafür waren immens: ungesunde, industriell verarbei-
tete Lebensmittel, Tierquälerei, massiver Einsatz von
Pestiziden und fossilen Kraftstoffen sowie insgesamt
verheerende soziale, gesundheitliche und ökologische
Auswirkungen.
Beim Essen geht es nicht nur um die Aufnahme von Ka-
lorien; Essen ist Teil unseres Soziallebens und unserer
Kultur, und es ist entscheidend für unser Wohlbefinden.
Eine Mahlzeit gemeinsam zuzubereiten, zu kochen und
zu verzehren und zum Schluss hoffentlich auch ge-
meinsam das Geschirr zu spülen (ja, genau, Gleichstel-
lung in allen Bereichen), ist gut für uns.
Das derzeitige Wirtschaftssystem setzt uns alle unter
Druck, damit wir mehr arbeiten, mehr zahlen und mehr
sowohl private als auch öffentliche Schulden aufneh-
men – in einer endlosen Jagd nach Einnahmen und
Profit. Der Planet und die Menschen brauchen immer
dringender eine alternative Zukunft, in der die nicht-
monetären Aspekte des Lebens geschätzt werden und
genug Zeit und Raum erhalten, um eine sinnvolle Rolle
zu spielen.
In diesem Kochbuch teilen Mitglieder der Fraktion der
Grünen/EFA des Europäischen Parlaments lokale oder
persönliche Rezepte aus ganz Europa mit uns: vom Sü-
den bis zum Norden und vom Osten bis zum Westen.
Es ist für alle etwas dabei, ob VeganerInnen, Vegeta-
rierInnen oder FleischesserInnen, und viele Rezepte
eignen sich auch für den kleineren Geldbeutel. Europas
Zukunft muss biologisch vielfältig, nachhaltig und GVO-
frei sein, und Tiere müssen menschlich behandelt wer-
den. Dies setzt voraus, dass Europas Bauern und Bürger
wieder zusammenfinden und direkten Kontakt mitein-
ander haben. Gemeinsam haben sie in der Vergangen-
heit Diktatoren, Feudalherren und andere Unterdrücker
überwunden; daher sollten sie auch in der Lage sein,
der Lebensmittelindustrie ihre Macht zu nehmen.
Lokale – im Idealfall selbst angebaute und biologische –
Lebensmittel zu essen, die man selbst kocht, ist siche-
rer und macht Freude. Da viele Rezepte lokale Zutaten
verwenden, ist vielleicht nicht immer alles zu finden. Es
darf improvisiert werden!
Viele Grüne und viele Bürger in Europa nehmen an der
Food Revolution teil. Machen auch Sie mit! Einfach die
hier beschriebenen Rezepte ausprobieren, oder ande-
re mit hochwertigen, schmackhaften, lokal angebauten
und biologischen Zutaten, und diese bei einer Mahlzeit
mit ein paar guten FreundInnen teilen.
Kochen, mitmachen, um etwas zu bewegen - weil wir
was anderes auf unsern Tellern wollen…
Carl Schlyter,
und ein großes Dankeschön an alle,
die einen Beitrag zu diesem Buch geleistet haben:
Jan Philipp Albrecht, Margrete Auken, Sandrine Bélier, Jean-Jacob
Bicep, José Bové, Nikos Chrysogelos, Yves Cochet, Rebecca Harms,
Satu Hassi, Martin Häusling, Isabella Lövin, Ulrike Lunacek,
Bart Staes, Indrek Tarand, Keith Taylor und Claude Turmes.